6. Tag – Die Fahrt nach Koh Chang

Heute bin ich recht fueh aufgestanden, damit ich noch ausreichend Zeit hatte, zu fruehstuecken und rechtzeitig zum Bus-Terminal zu kommen. Mein Fruehstueck bestand aus einem Salat und einer warmen Speise aus Reis und Gemuese. Ich konnte schon etwas mehr zu mir nehmen als gestern, wenn auch noch nicht ganz soviel, wie ich sonst gegessen habe. Anschliessend bin ich aus dem Hotel ausgecheckt und mit dem Skytrain fuer 20 Baht (50 cent) zur Ekkamai-Station gefahren. Dort bin ich kurz vor 8 angekommen.

Um 8 Uhr morgens wird in Bangkok aus allen Lautsprechern die Nationalhymne gespielt. Waehrend die Nationalhymne gespielt wird, bleiben alle Thais in Respekt stehen und man tut gut daran, dies auch zu tun. Die Thais haben grossen Respekt vor der Koenigsfamilie und sind stolz auf ihr Land. Dies ist unter anderen so, weil Thailand das einzige Land in dieser Region ist, welches nie eine Kolonie eines westlichen Landes gewesen ist. Die Thais schreiben diese Tatsache unter anderem der Koenigsfamilie zu und zollen ihr deswegen hohen Respekt.

An der Ekkamai-Station habe ich zuerst Probleme gehabt den richtigen Bus zu finden, da ich aber eine knappe halbe Stunde zu frueh da war, hatte ich genug Zeit den Bus noch zu finden. An der Station habe ich Guillaume, einen 31 Jahre alten Postenboten aus Quebec City, kennengelernt, der ebenfalls mit dem Bus nach Koh Chang fahren wollte. Er hatte allerdings nur die Busfahrt an sich gebucht und war erstaunt, dass ich den Transport zum Pier und die Faehrfahrt gleich inklusive gebucht habe. Er hat den Transfer zum Pier noch nachbuchen koennen, die Faehrfahrt aber merkwuerdigerweise nicht mehr.

Guillaume erzaehlte mir, dass er seinen Reiseplan schon kurz nach der Ankunft vollkommen umgeworfen hatte, weil er in Bangkok jemanden kennengelernt hatte, der gerade aus Kambodscha zurueckgekehrt ist. Diese Person war auch insgesamt drei Monate unterwegs und wollte einen dieser Monate in Kambodscha verbringen. Es hat ihm dort aber so gut gefallen, – er sprach von einer lebensveraendernden Erfahrung – dass er seine komplette Zeit in Kambodscha verbracht hatte. Also hat auch Guillaume von seinen vier Wochen Urlaub, eine Woche fuer Kambodscha eingeplant.

Waehrend der gesamten Busfahrt in dem klimatisierten Bus, lief auf dem TV ueber dem Busfahrer eine nervige thailaendische Improvisation-Comedy-Show. In einem merkwuerdig unmelodischen Sing-Sang erzaehlten die Darsteller dort eine anscheinend unterhaltsame Geschichte. Es war lustig genug, dass nicht nur das Publikum im TV lachte, sondern auch gelegentlich die Mitfahrer im Bus. Gelegentlich hielt der Moderator Schilder mit Begriffen hoch, oder zog Gegenstaende aus einem Beutel, was die Darsteller (alle maennlich, selbst wenn sie Frauen darstellten) dann in ihre Geschichte einbauen mussten.

Ich habe mich, waehrend der fuenfstuendigen Fahrt, viel mit Guillaume unterhalten, der schon um einiges besser ueber Koh Chang informiert war als ich.

Als wir schliesslich in Trat angekommen sind, wartete dort bereits, ein von Touristen „Minibus“ genannter, Pickup auf uns und zwei weitere Touristen.

Songthaew

Ein Songthaew oder auch Minubus genannter Pickup mit zwei Baenken auf der Ladeflaeche

In Thai heissen diese Fahrzeuge „Songthaew“, was soviel heisst wie „zwei Baenke“, denn genau diese befinden sich in einem Aufbau hinten auf dem Pickup. Wir hatten nicht eine Minute Aufenthalt, sondern stiegen direkt in den Pickup um und fuhren weiter. In der Naehe der Kueste hielt der Pickup an einer kleinen Station an, in welcher es ein Cafe gab und man Tickets fuer die Faehre kaufen konnte. Ich tauschte meinen „Gutschein“ gegen ein echtes Ticket um und Guillaume kaufte sich ein Ticket nach Koh Chang und ein Rueckfahrtticket nach Kambodscha, denn Koh Chang ist die am oestlichsten liegende Insel von Thailand und liegt quasi direkt an der Grenze zu Kambodscha.

Nach knapp 15 Minuten Aufenthalt stiegen wir in einen anderen Minibus, der uns zum Pier brachte.

Faehre nach Koh Chang

Die Faehre, die uns nach Koh Chang gebracht hat

Dort wartete bereits die Faehre auf uns. Ich war echt erstaunt, wie nahtlos die ganze Strecke geplant war. Zu Anfang war die Faehre noch recht leer, was wir auf die Nebensaison geschoben hatten. Doch innerhalb von knapp 15 Minuten kamen ploetzlich Unmengen an Thais und Touristen an und die Faehre fuellte sich fast vollstaendig.

Die Insel Koh Chang war naeher am Land, als ich erwartet habe, sie war schon vom Pier aus deutlich mit ihren bis zu 740 Meter hohen Bergen zu sehen. Die Faehre war ueberdacht, so dass man im Schatten sitzen konnte und waehrend der Fahrt bliess eine angenehme Brise. Ich nutzte die Gelegenheit und kaufte mir auf der Faehre ein Bier. So liess es sich aushalten =)

Koh Chang

Die Insel Koh Chang von der Faehre aus aufgenommen

An der Ostkueste, welcher wir uns nun naeherten, gibt es so gut wie keine touristischen Orte. Dies liegt vermutlich daran, dass die zum Land gelegene Ostkueste recht windgeschuetzt ist und auch der Wasseraustausch mit dem Golf von Thailand, durch die geschuetzte Lange, relativ gering ist.

Am Pier hatte man wieder kaum Zeit sich zu orientieren. Die dort mit ihren „Songthaews“ wartenden Thais, waren geradezu begierig darauf, alle Passagiere moeglichst schnell auf ihre Fahrzeuge zu bekommen.

Ankunft auf Koh Chang

Ankunft auf Koh Chang

Guillaume und ich wurden zu einem Pickup dirigiert, der eigentlich schon voll gewesen ist. Uns war das aber ganz recht, so konnten wir naemlich die Fahrt ueber hinten auf der Trittflaeche stehen. Dadurch hat die Fahrt gleich doppelt so viel Spass gemacht =)

Waehrend der Fahrt hoerten wir immer wieder ein kreischendes Geraeusch und Guillaume und ich fragten uns, ob es nun die Bremsen oder der Keilriemen war, die dieses Geraeusch verursachten. Fuer beide Quellen war dieses Geraeusch aber eher untypisch. Auf der Fahrt habe ich auch gleich die ersten Elefanten in einem Gehege und die ersten Affen, die auf den Stromleitungen herumtollten, gesehen.

Guillaume auf dem Minibus

Guillaume auf dem Minibus

Um ca. 17:00 Uhr sind wir im Lonley Beach angekommen. Guillaume hatte sich dieses Ziel bereits vorher ausgesucht und da ich nur wenig ueber Koh Chang wusste, habe ich mich ihm einfach angeschlossen. Als wir ausstiegen und der Minibus sich wieder entfernte, war ploetzlich klar, dass das Geraeusch, das wir waehrend der Fahrt gehoert haben, gar nicht von dem Fahrzeug stammte, sondern von einer heimischen Grillenart. Diese Grillen produzieren einen solch lauten kreischenden Ton, dass er bestimmt ueber einen Kilometer hinweg zu hoeren ist. In unmittelbarer Naehe ist er so laut, das er knapp unter der Schmerzgrenze liegt. Der Ton ist nicht, wie man ihn von Grillen kennt, ein rythmisches Zirpen, sondern ein kontinuierlicher heller Ton. Als klar war, dass die Grillen im Dschungel diesen Ton produzierten habe ich nur gehofft, dass sie in der Nacht damit aufhoerten. Zum Glueck war dies auch so. In der Nacht hoert man das Zirpen, wie man es von Grillen her kennt.

Der erste Unterschied zu Bangkok, ist quasi direkt nach der Ankunft aufgefallen. Hier auf der Insel wird man nicht gleich von aufdringlichen Thais belagert, sondern in Ruhe gelassen. Sehr angenehm!

Lonley Beach hat einen sehr angenehmen Flair. Dort sind hauptsaechlich Backpacker und freakige Aussteiger zu finden. Hungrig von der Fahrt haben Guillaume und ich uns erstmal einen Doener, respektive eine Falafel gegoennt. Anschliessend haben wir uns den billigsten Bungalow gesucht, den wir finden konnten. Wir fanden ihn in dem Resort (so werden hier die Bungalow-Anlagen genannt) namens „Ice Beach“. Welch Ironie! Es war nicht mehr als eine Bretterbude auf kurzen Stelzen und kostete 100 Baht (2,50 Euro) die Nacht. Immerhin war die Bretterbude mit einer Matratze, einer Stromsparbirne (ich habe hier in Thailand noch keine anderen Birnen gesehen!), einem Ventilator und einer Steckdose versehen. Gemeinschaftsklo und Dusche gab es ausserhalb der Bungalows. Leider war es er nicht, so wie ich es mir in meinem Kopf ausgemalt hatte, direkt am Strand. Ausserdem bestand das Dach aus Asbestplatten unter welchen ich grundsaetzlich eher ungern schlafe.

Hinzu kam, dass in der Naehe ein kleiner Bach vor sich hin duempelte, so dass es hier unzaehlige Mosquitos gab. Und auf Koh Chang kommt, wenn auch nur sehr selten, sowohl Malaria als auch das Dengue-Fieber vor. Mein Mosquitonetz hatte auch schonmal bessere Zeiten gesehen. Eins der besonders grossen Loecher flickte ich mit Panzertape.

Daher war ich, obwohl ich grundsaetzlich nichts gegen eine spartanische Unterbringung habe, doch eher unzufrieden mit der Unterbringung.

Nachdem ich mein Gepack verstaut hatte, bin ich auf direktem Wege zu den kalten Duschen. Welch Erfrischung nach der langen Reise! Doch bei den hier herrschenden Temperaturen, faengt man leider schon beim Anziehen, wieder an zu schwitzen.

Guillaume und ich erkundeten bei der inzwischen herrschenden Dunkelheit noch die Umgebung. Er hat dann eine Thai-Massage genossen, waehrend ich mich in eine Bar hockte und das kostenlose WLAN nutzte. So gegen acht lieft dort dann „The Expandables II“ in Kinolautstaerke! Welch grottenschlechter Film! Anschliessend bin ich gegen 22:00 Uhr schlafen gegangen. Selbst im Bett habe ich nicht aufgehoert zu schwitzen. Puh!

Als ich so im Bett lag, kam der letzte Grund hinzu, weswegen ich nicht weiter am Lonley Beach bleiben wollte. Bis in die fruehen Morgenstunden schallte von den diversen Bars die unterschiedlichste Musik in einer unglaublichen Lautstaerke herrueber. Die Temperatur alleine machte das Schlafen schon schwierig, doch durch die Geraeuschkulisse wurde es praktisch unmoeglich. Und obwohl ich die offensichtlichen Loecher meines Mosquitonetzes geflickt habe, wurde ich in der Nacht 2 Mal gestochen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.