Fuer heute war ein 6 – 7 stuendiger Dschungel-Trip mit dem lokalem Fuehrer Raht, der sich selbst der Monkey Man nennt, geplant. Er bietet verschiedene Touren in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden an. Ich war zwar ein wenig enttaeuscht, dass die Tour auf den hoechsten Berg (Kao Salak Phet mit 744 Metern Hoehe) nur Freitags angeboten wird und ich am Fr. vermutlich schon nicht mehr auf Koh Chang sein werde. Ich haette sehr gerne den Ausblick ueber die ganze Insel genossen. In der Retrospektive muss ich aber sagen, dass es vermutlich ganz gut so war, da schon diese Standard-Tour fuer mich untrainierten Dschungel-Novizen recht anspruchsvoll war.
Raht kennt sich bestens im Dschungel aus, welchen er schon seit Jahren erforscht und weiss genau wo bestimmte Tiere zu finden sind. Einziges Manko: Er sprich kein so gutes Englisch und hat einen relativ begrenzten Wortschatz. Hier ist sein Konkurrent namens Tan wohl mehr zu empfehlen. Zum Vermitteln seines Flora- und Faunawissens reicht aber gerade noch aus.
Abgeholt wurden ich und zwei andere Teilnehmer aus den USA von meinem Strand gegen 09:00 Uhr. Ein russisches Paerchen ohne jegliche Englischkenntnisse (bei Russen anscheinend leider normal) und eine Deutsche waren bereits an Bord von Rahts Pickup.
Im Dschungel angekommen wurde der Russe von Raht mit Turnschuhen versorgt, da der Depp nur Flip-Flops an den Fuessen hatte. Anschliessend wurden wir alle in Mosquito-Spray eingenebelt. Eine nette Geste, die sich aber nach schon nach einer kurzen Strecke, dank Schweissentwicklung, in Wohlgefallen aufloeste. Spaetenstens nach dem ersten Bad an einem Wasserfall war jegliche Wirkung des Sprays dahin. Ausserdem haben wir alle noch eine Flasche Wasser, einen Softdrink eine Banane und ein Mittagessen bekommen. Da keiner von uns drei teilnehmenden Vegetarieren dies vorher angekuendigt hatten, war alles mit Fisch bzw. Fleisch.
So ausgeruestet machten wir uns auf den Weg in den Dschungel, der tatsaechlich bis auf ein paar ausgetretenen Trampelpfaden, welchen wir folgten, recht schwer passierbar war. Kein undurchdringliches Dickicht, aber durchaus ziemlich verwuchertre Stellen an denen man sich einen Weg haette vorbei suchen muessen.
Ein Trampelpfad durch den Dschungel
Aber auch die Trampelpfade konnte man durchaus als unwegsam bezeichnen. Sie gingen staendig ueber Stock, Stein und Wurzeln, and Lianen und sonstigen Gewucher vorbei und ueber oder unter umgestuerzten Baeumen durch, so dass auch das Gehen auf dem Pfaden anstrengend war und einiges an Aufmerksamkeit erforderte. Zu Beginn der Tour ging ich direkt hinter Raht. Gelegentlich rupfte er einen ca. 30 cm langen Trieb ab, von welchen er alle Blaetter bis auf die letzten beiden entfernte und ihn sich hinter das Ohr stecke. Merkwuerdiges Verhalten, dachte ich mir.
Als erstes ist uns aufgefallen, dass sehr viele der Baeume sprialfoermig eingeritzt waren. Die Spirale herunter, lief ein weissliche Saft, den die Einheimischen sammelten und zur Herstellung von Kautschuk nutzen.
Einer von vielen Baeumen im Dschungel, von denen die Einheimischen Kautschuk ernten
Die zweite Pflanze, auf die uns Raht hinwies, war ein kleiner Busch mit wirklch gewohnlichen ovalen gruenen Blaettern. Hier entfernte er fuer jeden von uns ein kleines frisches Blatt, welches er uns zum Probieren gab. Es schmeckte zitronig. Die Einheimischen verwenden es zum Wuerzen ihrer Suppen.
Kurz spaeter kam einer der Triebe zum Einsatz, den Raht hinter den Ohren stecken hatte. Raht ermahnte uns alle leise zu sein, (was sehr oft geschah) uns kreisfoermig um ein Loch im Boden herum zu postieren und die Kameras in Anschlag zu bringen. Er entfernte mit dem Trieb ein paar Spinnenweben, welche den Eingang zum Loch beschuetzten und fuehrte den Trieb vorsichtig in das Loch ein. Langsam zog er den Trieb wieder zurueck und dem Trieb folgte, mit aufgestellten Vorderbeinen, eine grosse Tarantula, die ich zum ersten Mal in meinem Leben live gesehen habe. Wir machten ein paar Bilder (meine sind aufgrund von akuter Verpeiltheit leider alle nix geworden), woraufhin Raht die Spinne wieder in Frieden liess und uns bedeutete vorsichtig weiter zu gehen. Wenig spaeter erzaehlte Raht uns, dass er bereits einmal fast wegen eines Bisses einer Tarantula gestorben waere.
Inzwischen liefen – zum Glueck nicht nur mir, sondern uns allen – der Schweiss in Sturzbaechen herunter. In dem Dschungel war es zwar schattig, aber dafuer um einiges schwueler als am luftigen Strand. Wenig spaeter sind wir in den Bambuswald des Dschungels gekommen. Hier wuchs der typische thailaendische Bambus meterhoch in den Himmel. Diese Bambusart wird hier gerne fuer Leitern und Baugerueste verwendet. Auf einem der Staemme hat Raht, an seinen taeglichen Touren im Mai, das jeweilige Datum eingeritzt. (Allein schon die Tatsache, immer den gleichen Stamm in einem total unuebersichtlichen Dschungel wiederzufinden ist, wie ich finde, recht beeindruckend). Anhand seiner Markierungen war zu sehen, dass der Bambus an manchen Tagen bis zu 30cm gewachsen ist! Bis auf ein paar, zumindest fuer einen Dschungel-Neuling wie mich, beeindruckende Baeume und bunten Pilzen, gab es eine Weile nichts besonderes zu sehen.
Ich beim Abkuehlen in einem kleinen Wasserfall
Schliesslich gelangten wir, nach einigen zurueckgelegten Hoehenmetern, zu einem wunderbaren Wasserfall. Dort legten wir eine kurze Pause ein und rissen uns die inzwischen Schweissdurchtraenkten Kleider vom Leib, um in dem durch den Wasserlauf gefuellten Pool ein sehr erfrischendes Bad zu nehmen.
Das Hemd, welches ich trug,konnte ich regelrecht auswringen, so nass war es inzwischen.
15 Minuten spaeter ging es weiter. Der naechste Stop war eine Liane, die kurz vor dem Boden durchtrennt war, so dass sie frei hing. Raht nutzte sie wohl regelmaessig, um fuer seine Teilnehmer klischehafte Tarzan-Fotos zu machen.
Tarzan =)
Am Anfang etwas zurueckhaltend, liess auch ich mich schliesslich dazu uebereden, ein Tarzanbild von mir machen zu lassen. Lianen sind im Uebrigen eher wurzelartig, als frei haengende Seile.
Eine ganze Weile sahen wir nichts bemerkenswertes. Kurz vor unserem naechsten Stop zum Mittagsessen an einem weiteren Wasserfall, entdeckte Raht noch eine kleine gruene Viper.
Nach dem Mittagessen, welches bei mir nur aus einer zweiten Banane, bei den zwei anderen Vegetariern aus dem von Fisch oder Huehnchen befreitem Reis und Gemuese, bestand, erfrischten wir uns auch in diesem Wasserfall. Der groesste Hoehenunterschied von knapp 1,60 Metern erzeugte einen erstaunlich kraeftigen Wasserdurck, der von mir fuer eine kostenlose Rueckmassage missbraucht wurde.
Bindenwaran mit dem ich den Pool teilte
Ein paar Minuten nachdem ich den Pool wieder verlassen hatte, entdeckte der Ami in dem besagtem Pool eine bestimmt einen Meter lange Echse, welche von Raht, der sie selbst nur ganz kurz gesehen hat, als Dragon Lizard tituliert wurde. Diese Art gibt es aber nur in Indonesien und wird bis zu drei Meter lang. Nach einer spaeteren Internetrecherche hab ich rausgefunden, dass es sich wohl um einen Binden-Waran handelte.
Nach dieser Sichtung verzichteten merkwuerdigerweise alle Teilnehmer auf ein weiteres Bad in diesem Pool.
Auf unserem weiteren Weg sind wir an einer speziellen Ameisenart vorbeigekommen. Raht fing eine dieser Ameisen und forderte uns auf, an ihrem Hinterteil einmal zu lecken. Aufgrund von Kommunikationsproblemen biss der Russe ihr gleich das Hinterteil ab. Und da er uns ausserdem nicht berichten konnte wie es schmeckte fing Raht noch eine zweite Ameise. Dieses Mal war der Ami „der Glueckliche“, der probieren durfte. Er schleckte an der Ameise und berichtete uns von einem zitronenartigem Geschmack. Dort wo keine Kraeuter wuchsen werden diese Ameisen ebenfalls zum Wuerzen verwendet.
Der Rest von diesem Abschnitt barg nur wenig neues. Bis auf einige Wildschweinspuren, von denen wir aber keinen begegneten, erzaehlte uns Raht noch von der Chance auf Affen und auf Schwingen durch die Luft gleitenden Echsen. Auch das Gebiet einer Python passierten wir. Aber nichts von alledem zeigte sich auf diesem Trip. Eine Besonderheit hatte dieser Abschnitt dann aber doch noch in petto. Raht hatte inzwischen schon wieder zwei Triebe von Blaettern befreit und gab je einem dem Russen udn der Amerikanerin, als wir zu zwei unscheinbaren Erdloechern kamen.
Schwarzer Skorpion
Er erklaerte den beiden, die Triebe ca. 30 cm tief hinein zu stecken, sie drei mal zu drehen und sie langsam und vorsichtig wieder heraus zu ziehen. Vorsichtig deswegen, um die inzwischen am anderen Ende haengenden schwaryzen Skorpione nicht durch ruckartige Bewegungen zu verletzen. Nach einer kurzen Fotosession von knapp 20 Sekunden, hiess er uns, die beiden Nachbarn wieder in Frieden zu lassen und vorsichtig weiter zu gehen.
Nach einer kurzen Pause an einem weiteren Pool, kamen wir an dem Affen-Plataeu an. Affen gab es zwar auch hier nicht, dafuer aber einen wunderbaren Ausblick auf das darunter liegende Dschungeltal.
Ich beim ueberqueeren einer kleinen Schlucht auf einem umgestuerztem Baum (ca. 6 Meter hoch)
Nachdem Raht abgeklaert hatte, ob einer von uns unter Hoehenangst litt, passierten wir auf einem umgestuerztem Baum eine kleine Schlucht in welcher ein weiteres Wildschweingebiet ohne Wildschweine lag.
Auf dem Rest des Rueckwegs entdeckten wir noch zwei beeindruckende Spinnen, die fuer den verbleibenden Rueckweg das Einzige Besondere bleiben sollten.
Da mein Blutzuckerspiegel schon seit Stunden im gefuehlten Negativbereich war und mein Koerper mehr Schweiss produziert hatte, als ich in ihm Fluessigkeitesreserven vermutet haette, war ich heilfroh, dass sich die Expedition so langsam dem Ende naeherte.
Ein paar Baeume aus dem Dschungel:
Verschiedene Szenen aus dem wucherndem Dschungel:
Diverse Bilder aus dem Dschungel: